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Kategorie: Fragen und Antworten
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Facebook ist beliebt – und war es auch bei Investoren. Als das soziale Netzwerk am 17. Mai an die Börse ging, haben Börsianer 38 US-Dollar je Anteilsschein gezahlt. Inzwischen ist der Kurs der Aktie auf 28 US-Dollar abgesackt. War die Aktie zu teuer? Ist sie nun billig?

Einen festen Preis für Aktien gibt es nicht. Bereits beim Börsengang entscheidet die Nachfrage über den Kurs. Zwar legt das Unternehmen gemeinsam mit seinen Bankpartnern fest, wie viel Kapital der Börsengang dem Unternehmen bringen sollte. Doch ob so viel auch gezahlt wird, entscheiden die Investoren.

Kurs ins Verhältnis zum Gewinn setzen

Dennoch gibt es Kriterien, an denen Anleger sich orientieren können – zum Beispiel das Verhältnis zwischen dem Preis der Unternehmensbeteiligung und dem Gewinn, den das Unternehmen erzielt. Facebook hat 2011 einen Gewinn von rund einer Milliarde US-Dollar erzielt, wurde beim Börsengang indes mit 104 Milliarden US-Dollar bewertet. Das Unternehmen wurde damit zum 100-fachen seines Gewinns gehandelt (KGV 104). Der Gewinn muss also massiv steigen, um den Preis zu rechtfertigen.

Als Faustformel gilt: Bei einem KGV von unter zehn ist eine Aktie günstig; ab einem KGV von 30 erscheint eine Beteiligung dagegen als teuer. Ob sie den Preis wert ist, hängt von der zukünftigen Geschäftsentwicklung ab. Die Grundregel: Je höher das erwartete Wachstum, desto teurer darf eine Aktie sein. Das KGV von schnell wachsenden Technologiewerten fällt in der Regel höher aus als das von langsamer wachsenden Substanzwerten. Facebook ist auf Wachstumskurs. 2011 kletterte der Umsatz gegenüber 2010 um 88 Prozent - im Kurs ist also eingepreist, dass die Wachstumsstory in diesem Tempo weitergeht.

Wettbewerber einer Branche vergleichen

Auch starke Unternehmen mit gleichmäßiger Gewinnentwicklung sind an der Börse zum Teil hoch bewertet. Nestlé beispielsweise weist ein KGV von knapp 17 aus, dennoch empfiehlt die Mehrzahl der Analysten das Papier zum Kauf, weil es in unsicheren Börsenzeiten Stabilität verspricht. Für Anleger heißt das: Nie nur eine Kennziffer analysieren, sondern die Bewertung als Hinweis nutzen. Ein Vergleich innerhalb einer Branche eignet sich gleichfalls für die Einordnung des Preises. Facebook wird nach dem Kurssturz mit einem KGV von 50 bewertet, Google oder Apple sind mit einem KGV von 13 bzw. zwölf deutlich günstiger zu haben. 

Wert der Substanz im Blick

Auskunft über den Preis einer Aktie gibt auch das sogenannte Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV). Der Buchwert beschreibt den Substanzwert eines Unternehmens – also die Summe des Vermögens abzüglich der Schulden. Zum Vermögen zählen Fabriken und Maschinen genauso wie Barreserven. Der Wert wird durch die Anzahl der Aktien geteilt. Beträgt das KBV eins, entspricht der Substanzwert dem Börsenwert. In der Regel wird die Aktie mit einem höheren KBV gehandelt, weil zukünftige (Gewinn-) Erwartungen im Kurs eingepreist sind.

Ist das KBV kleiner als eins, sind die Aktien preiswert. Denn das heißt, dass das Unternehmen im Falle einer Liquidation sogar mehr wert wäre, als Anleger an der Börse dafür bezahlen. Das allein reicht allerdings nicht für einen Kauf, es empfiehlt sich, die Ursachen für die niedrige Bewertung zu prüfen. Schreibt ein Unternehmen Verluste oder sind die Zukunftsaussichten trübe, ist Vorsicht geboten. Ist das KBV dagegen trotz guter Aussichten unter eins gesunken, deutet das auf eine Unterbewertung hin. Ein möglicher Grund: In unruhigen Märkten werden Unternehmen unabhängig von ihrer Qualität an der Börse abgestraft. Sogenannte Value-Investoren picken deshalb in Baissephasen Rosinen: Sie ordern Qualität zum kleinen Preis.

Aktien unterliegen Kursschwankungen, Verluste sind also möglich. Die Beschreibung der Wertpapiere stellt keine Kauf- oder Verkaufsempfehlung dar. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung